Aus dem Archiv von Martina Schramm, geb. Rähmer.

 

Manchmal fahre ich mit dem Fahrrad von Berlin nach Petzow.

Dann versuche ich, durch das nunmehr vergitterte Tor zu schauen, um einen Blick auf „unsere
Villa" zu erhaschen.
Im Erholungsheim „Friedrich Wolf“ verbrachten wir die Sommerferien von
1965 bis 1971. Wie haben wir diese wunderbare Zeit genossen, an die wir uns
heute immer noch so gern und oft erinnern. Wir hatten eine unbekümmerte,
anregende, großartige, heitere Zeit in unserer Kinderclique, lernten
Tischtennisspielen, badeten bei Mondschein und schwammen über den
Schwielowsee, versteckten uns im Schilf und küssten uns zum ersten Mal,
feierten Kinderhochzeit und waren Cowboy und Indianer, lauschten
gelegentlich den Gesprächen der Erwachsenen und spielten ihnen
pantomimische Buchtitel („Nackt unter Wölfen“ u.a.…) vor, sahen im
Fernsehkeller den amerikanischen Geheimagenten zu: „Kobra, übernehmen
sie“ - und waren hoffnungslos glücklich.
Emmy Zeisberg hat einen Puddingkuchen gebacken, nicht nur, aber dieser
machte in unserer Familie unter „Emmykuchen“ Furore. Den Kuchen gab es auf
der Terrasse mit Blick über die Wiese mit den drei Pappeln und den Birken.
Weder den Kuchen noch diesen Ausblick habe ich vergessen. Und auch nicht
die anderen Kinder, wenngleich mir viele Namen entfallen sind – aber die
Erinnerungen bleiben.

 

Martina Rähmer, Mai 2020